Faq Chant Deutsch

FAQ – CHANT – Deutsch

Interview mit P. Karl Wallner

Wo liegt das Stift Heiligenkreuz?

Die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz liegt im Wienerwald, ca. 15 Kilometer südwestlich von Wien.
Da es so nahe bei Wien liegt und dennoch zugleich in der idyllischen Landschaft des Wienerwaldes, wird es jedes Jahr von ca. 170.000 Touristen besichtigt. Stift Heiligenkreuz ist die größte Touristenattraktion in der Umgebung von Wien.

Wie alt ist das Stift Heiligenkreuz?

Stift Heiligenkreuz ist heuer 875 Jahre alt. Obwohl es 1683 von den Türken niedergebrannt wurde und 1938 bis 1945 von den Nazis bekämpft wurde, war es nie zerstört oder aufgehoben. Es ist das einzige Zisterzienserkloster der Welt, das so lange ohne Unterbrechung existiert.
Die uralte Kontinuität sieht man auch an der Klosteranlage: diese ist eine sensationelle harmonische Mischung aus allen Baustilen der letzten 900 Jahre. Die mittelalterliche Klosteranlage in romanischem und gotischem Stil ist vollständig erhalten; und doch gibt es auch prachtvolle barocke Kunstwerke zu bewundern wie etwa die Dreifaltigkeitssäule oder die Rokoko-Sakristei.

Wann wurde es gegründet und von wem?

Gegründet wurde das Stift Heiligenkreuz 1133 vom heiligen Markgrafen Leopold III. auf Anraten seines Sohnes Otto. Leopold hatte seinen Sohn Otto nach Paris zum Studium geschickt, auf der Rückreise war dieser selbst in das Zisterzienserkloster Morimond eingetreten und wurde dort Mönch. Der Zisterzienserorden war damals gerade erst neu in Frankreich entstanden. Otto überredete seinen Vater, in Österreich ein Kloster zu gründen: Heiligenkreuz! Später wurde Otto Bischof von Freising, er war damit Amtsvorgänger von Joseph Ratzinger, dem jetztigen Papst Benedikt XVI., der ja Bischof von München-Freising war.

Wie viele Mönche leben heutzutage hier?

Zum Kloster gehören fast 80 Mönche. Stift Heiligenkreuz ist in den letzten Jahren mit überraschend vielen Berufungen gesegnet worden. Es ist so voll mit jungen Mönchen, dass es schon fast zu wenige Zimmer gibt.
Die Hälfte der Mönche lebt im Kloster, etwa 14 Mönche sind in dem 1988 neu gegründeten Kloster Bochum-Stiepel in Deutschland, die anderen wirken in der Seelsorge außerhalb des Klosters. Das Stift Heiligenkreuz betreut nämlich auch ca. 20 Pfarreien. Es ist für österreichische Zisterzienser typisch, auch in der Seelsorge außerhalb des Klosters zu wirken.

Woraus besteht ihr Tagesablauf?

Als Mönche des Stiftes Heiligenkreuz ist unser erstrangiges Tun das Gebet. Unser Gebet ist kein privates Gebet, sondern es ist gleichsam öffentlicher Lobpreis Gottes. Es ist, wie Papst Benedikt XVI. am 9. Sept. 2007 bei seinem Besuch in Heiligenkreuz gesagt hat, „ein zweckfreies Gebet“. Das heißt wir beten nicht um Gesundheit, Erfolg oder sonst etwas… Sondern wir loben Gott einfach deshalb, weil er gut ist. Wir tun dies stellvertretend für alle Menschen, besonders auch für die Menschen, die auf den letzten großen Horizont ihres Lebens vergessen. Wir Mönche beten für die Kirche und für die ganze Welt, das ist unser Dienst, unser Officium.
Nach der Regel des heiligen Benedikt, muss der Mönch auch arbeiten: „Ora et labora, bete und arbeite!“ Unsere Aufgaben sind sehr sehr vielfältig. Da sind einmal die ca. 20 Pfarren, in denen wir über 30.000 Menschen in der Seelsorge betreuen. Wir sind in der Jugendseelsorge tätig, aber auch in der Wissenschaft: Seit 1802 gibt es in Heiligenkreuz eine Hochschule. Diese wurde 2007 von Papst Benedikt XVI. zur „Päpstlichen Hochschule“ erhoben, denn hier werden ca. 180 Studenten akademisch ausgebildet. Viele Mönche lehren als Professoren, die jungen Mönche müssen noch studieren und sind damit sehr beschäftigt. Es gibt Mönche, die für die Wirtschaft zuständig sind; Mönche, die sich um die Aufnahme der vielen Klostergäste kümmern… Und dann gibt es einige ganz besonders interessante Arbeitsbereiche: Ein Mönch etwa ist Künstler und ist als Mönch als Bildhauer und Maler tätig…

Erzählen sie uns etwas zum Gregorianischen Choral:

Der Gregorianische Choral (englisch: Gregorian Chant) ist eine uralte und bewährte Form des gesungenen Gebetes. Er hat seine Wurzeln eigentlich schon in der Zeit vor Christus, nämlich im Gesang der jüdischen Tempelliturgie. Die Christen haben viele Melodien von dort übernommen. So richtig entwickelt hat sich der Choral im 7. und 8. Jahrhundert, als er im Westen von Rom übernommen worden ist. Der Name „Gregorianischer Choral“ geht auf Papst Gregor den Großen (+ 604) zurück, der den Kirchengesang in Rom reformierte, indem er eine Singschule, eine „Schola cantorum“ gründete“.
Der Gregorianische Choral ist einstimmig. Er kennt 8 verschiedene Tonarten. Die Noten sehen ganz anders aus als die heutigen Noten, außerdem gibt es nur 4 Notenzeilen.
Die Texte, die gesungen werden sind häufig Worte aus der Bibel, also Wort Gottes. Die Mönche singen also jene Worte an Gott zurück, die er selbst in der Bibel uns gegeben hat… Schon auf diese Weise verbinden sich Himmel und Erde. Die meisten Texte sind den alttestamentlichen Psalmen entnommen. Die Melodien sind einfach und lassen gleichsam Stimmungen entstehen. Der Gregoriansche Choral ist deswegen nicht einfach „Musik“, sondern „gesungenes Gebet“. Der gregorianische Choral ist „der“ Gesang der westlichen römisch-katholischen Kirche. Und wir im Stift Heiligenkreuz sind sehr glücklich, dass wir in einer so wertvollen Tradition stehen und ganz eins sind mit den Anliegen des Papstes.

In welcher Sprache singt man den Gregorianischen Choral?

Gesungen wird der gregorianische Choral in der lateinischen Sprache, die auch heute nach wie vor die offizielle Sprache der westlichen römisch-katholischen Kirche ist. Das Latein hat ja den Vorteil, eine sehr melodiöse Sprache zu sein, da es viele Vokale – a,e,i,o,u – besteht.
Das Latein ist besonders geeignet, um die Bibel in musikalischer Form zu meditieren, da sich die einzelnen Wortsilben hier im Vergleich zu anderen Sprachen oft über 20 Noten hinaus singen lassen.

Wie kam es dazu, eine Platte mit Gregorianischem Choral aufzunehmen?

Ein Freund unseres Kloster aus London, schickte am 28. Februar 2008 ein kurzes Mail an P. Karl Wallner, der im Stift Heiligenkreuz für die Homepage und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. In dem Email stand nur „Schnell, schnell, Karl!“ und dazu ein Link zu der Homepage mit der Ausschreibung von Universal. P. Karl nahm die Sache nicht ernst. Er wusste nicht einmal, was „Universal“ ist… Aber er schickte am nächsten Tag, dem 29. Februar, – dies war der letzte Tage für die Bewerbung! – ein kurzes Mail an Universal, wo er auf einige Beispiel von Gregorianischem Choral auf unserer Homepage www.stift-heiligenkreuz.at hinwies. Außerdem haben die Leute von Universal dann auf youtube einen Video-Clip über Heiligenkreuz entdeckt, der sie vollständig begeistert hat. Wir dachten nie, dass wir den Wettbewerb gewinnen würden, aber Tom Lewis, der Development-Manager von UCJ (Universal Classic and Jazz) war von unserem Gesang hellauf begeistert. So nahm die Geschichte ihren Anfang. Als Universal dann bei P. Karl angerufen hat und er sich langsam bewusst wurde, um welche große Sache es hier geht, sind alle im Kloster aus den Wolken gefallen… Jedenfalls: Wir Mönche haben es wirklich nicht von uns aus angestrebt. Wir sind nicht gierig auf eine Bühne geklettert um uns selbst vor aller Welt darzustellen. Sondern im Hintergrund steht wirklich das Wirken Gottes, der offensichtlich wollte, dass wir mit unserer Musik für Seine Sache Werbung machen. Weil der Anfang so wunderbar und ungeplant war, haben wir die Sache auch gemacht, denn wir wollen Mönche bleiben und nicht Musikstars.

Wie haben Sie sich gefühlt bei der Aufnahme des Albums?

Es war für uns im Kloster zunächst gar nicht so einfach, uns dafür zu entscheiden. Wir sind es zwar seit dem Papstbesuch 2007 gewohnt, dass sich die Medien für uns interessieren, aber niemand geht in das Kloster, um dauernd gefilmt, interviewt und fotografiert zu werden. Und der Medienrummel war am Anfang enorm. Einige junge Mitbrüder hatten außerdem Sorge, dass man uns als eine „Boygroup“ verkauft.
Aber die Leute von Universal haben uns alle Angst genommen, weil sie sehr sensibel waren und die religiöse Atmosphäre respektiert haben. Wir haben ja außerdem quasi den Auftrag des Papstes dazu, denn Papst Benedikt XVI. liebt den Gregorianischen Choral. Es macht ihm sicher Freude, dass sich nun dieser Choral ein bisschen mehr verbreitet. Und er hat wörtlich zu uns gesagt am 9. September 2007: „Das Kloster, in dem sich die Gemeinschaft täglich mehrmals zum Gotteslob versammelt, bezeugt, dass die urmenschliche Sehnsucht nach letzter Erfüllung nicht ins Leere geht.“
Also haben wir uns entschieden, dieses Zeugnis zu geben. Und es war dann wirklich eine tolle Erfahrung, mit so professionellen Leuten zusammenzuarbeiten. Wir sind auch durch die Proben zusammengewachsen. Die Aufnahmen haben ja 3 Tage gedauert, und es war schon sehr anstrengend, denn unser normaler Rhythmus des Gebetes ab 5.15 ging ja weiter. Dazu kamen dann 7 Stunden Aufnahmen… Es war für uns eine Freude, aber auch ein kleines Opfer.

Was bedeutet so eine CD Produktion für die Klostergemeinschaft?

Für uns ist das Ganze eine Erfahrung der Gnade Gottes geworden. Denn wir haben diese Sache nicht gesucht, sie ist uns wirklich von Gott zugewiesen worden. Also haben wir die Herausforderung angenommen.
Eigentlich ist es toll: Wir tun nichts anderes als das, was wir immer tun: Wir beten. Also wir fahren nicht draußen in der Welt herum und wir entfremden uns nicht unserer eigentlichen Berufung. Und doch interessiert sich die Welt für genau das, für unseren eigentlich Job. Das hat uns schon gefallen.
Und jetzt sind wir natürlich auch schon sehr neugierig, ob die CD ein Erfolg wird. Es war schon überraschend, dass sich innerhalb von nur 10 Tagen gleich 80.000 Menschen das Video auf Youtube.com angeschaut haben…

Was bedeutet für Sie der Gregorianische Choral?

Der Gregorianische Choral ist für uns Gebet. Die Melodien beruhigen nicht nur, sondern geben einem auch Kraft. Es ist, wie wenn man eine geistige Grenze überschreitet und den Alltag dieser Welt hinter sich lassen kann. Der Gregorianische Choral öffnet das Herz für Gott und die geistige Dimension und ist auch ganz wesentlich eine emotionale Angelegenheit: Er ist Freude und Sorge, Lob und Trauer, Jubel und Dank.
Die Melodien sind sehr abwechslungsreich, jeden Tag etwas anderes. Wenn man aber ein paar Jahre oder Jahrzehnte im Kloster ist, freut man sich schon auf bestimmte Antiphonen oder Halleluja-Melodien.

Wie wird sich diese CD-Aufnahme auf Ihr Klosterleben auswirken – werden sie nun Pop-Stars?

Also Pop-Stars werden wir sicher nicht. Warum sollte die CD unser Leben ändern? Auf der CD hört man ja gerade das, was wir hier im Kloster täglich von früh bis spät tun: singen, preisen, meditieren… Der Herr Abt hat aber natürlich gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So hat er etwa bestimmt, dass nur P. Karl, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, Interviews geben soll. Denn wenn alle Mönche, die die CD aufgenommen haben, beginnen, „Publicity“ zu machen, dann wären sie bald keine Mönche mehr… Und die singenden Mönche werden sicher in keinen Shows und auf keinen Bühnen auftreten. Unsere einzige „Bühne“ ist unser Kloster Stift Heiligenkreuz. Wer uns life hören will, muss hierher kommen; und hier ist natürlich auch jeder herzlich willkommen! Aber wir gehen sicher nicht nach draußen!
Die Tage der Choral-Aufnahme waren eine außerordentliche Situation. Und doch zugleich auch eine tiefe religiöse Erfahrung. Die Aufnahmen fanden in der Kreuzkirche statt. Diese wurde als Studio verwendet. Trotz der Mikrophone und Apparate hatten wir aber das Allerheiligste Sakrament und die Reliquie des Heiligen Kreuzes in dieser Kapelle. Und wir haben Richtung Altar gesungen, also hin zu Gott. Und deshalb waren auch die Aufnahmen nicht bloß eine musikalische Produktion, sondern ein beständiges Gebet.
Es waren 17 Mitbrüder die gesungen haben. Diese waren selbst überrascht, wie schön sie singen. Es war fast überirdisch. Warum? Weil man gespürt hat, dass es nicht um eine künstlerische Aufführung handelt, sondern um einen Gesang, der aus dem Herzen kommt.

Was werden sie mit dem Geld machen?

Also wir wissen nicht, ob die Platte ein großer Erfolg wird, aber wir hoffen es. Und wir brauchen eigentlich auch das Geld, denn wir haben viele Aufgaben. Bei uns studieren zahlreiche Priesterstudenten aus Vietnam, Sri Lanka und Afrika, deren Studium kostet uns viel Geld. Wenn wir Geld verdienen, so ist es recht, denn wir wollen es für die Priesterausbildung verwenden. Gott hat uns durch diesen Plattenvertrag geholfen, so wollen wir mit den Einnahmen etwas machen, damit Gott mehr geliebt wird in dieser Welt.
P. Karl Wallner OCist

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